Das Interview im FOCUS Business mit Rechtsanwältin Dr. Birgit Franz

Ist Deutschland eine Lachnummer, Frau Franz?

Köln, 23. Oktober 2019

Vor dem Hintergrund regelmäßig scheiternder Großprojekte in Deutschland sprach FOCUS Business für seine aktuelle Ausgabe 3/2019 mit Rechtsanwältin Dr. Birgit Franz. Auf die Frage, ob Deutschland in dieser Hinsicht eine Lachnummer sei, sagt sie: „Das klingt zwar hart, ist aber leider nicht von der Hand zu weisen.“

Im Verlauf des Interviews wollte die Redaktion wissen, was genau am Berliner Flughafen schiefgelaufen sei. „Das Problem war von Anfang an angelegt“, meint Franz. Die Vergabe an einen Generalunternehmer sei den Auftraggebern zu teuer gewesen und man habe sich auf Einzelvergaben verlegt, ohne für die in diesem Fall dringend nötige Koordination aller Maßnahmen zu sorgen.

Kostenexplosionen vorprogrammiert

Auf die Frage, ob der Berliner Flughafen als Einzelfall oder symptomatisch zu betrachten sei, verweist Franz auf die baubegleitende Planung als ein grundsätzliches Problem. „Aufträge werden vergeben, noch bevor alle Umstände bekannt sind und alle Leistungen abschließend definiert werden können.“ Kostenexplosionen seien dadurch vorprogrammiert.

Andere Länder würden es besser machen, erläutert die auf Baurecht und Architektenrecht spezialisierte Fachanwältin in dem Beitrag. „In den USA wird erst gebaut, wenn die Planung abgeschlossen ist“, sagt sie.
„Offenbar ist es bei uns nicht erwünscht, die tatsächlichen Kosten vor Ausführungsbeginn zu kennen“, so Franz weiter. Es sei daran zu zweifeln, ob große Bauvorhaben wie die Elbphilharmonie überhaupt umgesetzt worden wären, wenn die tatsächlichen Kosten von Anfang an bekannt gewesen wären.

Schlichten statt streiten

Als eine mögliche Lösung für die Misere sieht Franz die Mehrparteienverträge, die in anderen Ländern längst praktiziert werden. Der Vorteil: alle Baubeteiligten werden frühzeitig eingebunden. Auch die Planungsmethode Building Information Modeling (BIM) sieht Franz als einen Weg, um Risiken bei Großprojekten wesentlich zu reduzieren.

Noch wichtiger sei jedoch, die Streitkultur beiseite zu lassen und eine „Kultur der Problemlösung und Kooperation zu etablieren“. Außergerichtliche Optionen wie die baubegleitende Mediation können da sehr hilfreich sein, so Franz.
„Wir müssen uns in Deutschland weg von der Streitkultur hin zu einer Kultur der Problemlösung und Kooperation bewegen.“
Rechtsanwältin Dr. Birgit Franz
Das vollständige Interview lesen Sie in der aktuellen Ausgabe Nr. 3/2019 von FOCUS Business.